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Blutiger Kampf um Bachmut: Ukraine braucht nicht mehr Kämpfer, sondern mehr Ausrüstung

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Von: Sandra Kathe

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In einem Interview spricht der ukrainische General Saluschnyj über den weiteren Kriegsverlauf im Winter. Präsident Selenskyj hat derweil Bachmut besucht.

Kiew/Bachmut – Seit Wochen kämpfen die Kriegsparteien in der Ukraine um die Stadt Bachmut, in der vor Kriegsbeginn über 70.000 Menschen lebten. Inzwischen ist die Stadt einer der Hauptkriegsschauplätze im Donbass und wurde zuletzt immer wieder – in Anlehnung an die langwierige Schlacht von Verdun im Ersten Weltkrieg – als „Fleischwolf“ bezeichnet. Schätzungen zufolge kommen rund um die Stadt täglich hunderte Soldaten ums Leben.

Doch das Ziel der ukrainischen Armee, die aktuellen Frontlinien zu halten und nach Möglichkeit weitere Ortschaften und Städte zu befreien, gilt auch für Bachmut, das hat nicht nur der Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag (20. Dezember) erneut bewiesen. Auch der Oberbefehlshaber der Armee der Ukraine, Walerij Saluschnyj, betonte in einem Interview mit der internationalen Wochenzeitung The Economist, dass die Verteidigung des derzeit von der Ukraine kontrollierten Territoriums zu den wichtigsten Strategien gehört.

Bei einem Frontbesuch in Bachmut demonstrierte der ukrainische Präsident Selenskyj, wie wichtig die Verteidigung der Stadt für den Rest des Landes ist.
Bei einem Frontbesuch in Bachmut demonstrierte der ukrainische Präsident Selenskyj, wie wichtig die Verteidigung der Stadt für den Rest des Landes ist. © Ukrainisches Präsidialamt/AFP

Strategien im Ukraine-Krieg: Fronten verteidigen, Luftabwehr stärken

Laut Saluschnyj sei die Verteidigungsstrategie vor allem deshalb wichtig, weil es „10 bis 15 Mal schwieriger“ sei, die Kontrolle über ein Gebiet zurückzugewinnen, als es zu nicht aufzugeben. Zu den weiteren Kernstrategien des ukrainischen Militärs gehöre zudem die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung, da Russland nach wie vor mit gezielten Angriffen versuche, möglichst große Teile des Landes im Winter von der Stromversorgung abzuschneiden, womöglich mit dem Ziel, den Widerstand der Bevölkerung auf diese Weise zu brechen.

Außerdem betonte Saluschnyj zum wiederholten Mal, dass man die ukrainischen Truppen auf eine mögliche erneute russische Großoffensive im Februar vorbereiten müsse. In den vergangenen Tagen warnten politische und militärische Führungsfiguren der Ukraine immer wieder vor einem erneuten russischen Kurswechsel. Demnach könne auch die vergangenes Frühjahr erfolgreich verteidigte Hauptstadt Kiew erneut zum Angriffsziel werden.

Ukraine-Krieg: Hunderte weitere Panzer und Haubitzen benötigt

Doch dafür benötige die Ukraine nicht in erster Linie mehr Soldaten, sondern vor allem weitere Ausrüstung: in dem Economist-Interview spricht Saluschnyj von 300 benötigten Panzern, 600 bis 700 gepanzerten Truppenfahrzeugen sowie 500 Haubitzen. Nur mit der entsprechenden Ausrüstung könne es der Ukraine gelingen, nicht nur die Frontlinien zu verteidigen, sondern auch Gegenschlägen zu verüben und damit weitere russisch besetzte Teile des Landes zu befreien.

Bei einem riskanten Besuch in Bachmut signalisierte auch der ukrainische Präsident Selenskyj, dass die Ukraine die heftig umkämpfte Stadt nicht aufgeben werde. Er sprach vor Ort mit Militärvertretern und verlieh Auszeichnungen an das Militärpersonal. Der stellvertretende Ministerpräsident der Ukraine, Mychailo Federow, kommentierte Selenskyjs Besuch in einer Nachricht auf der Plattform Telegram und bezeichnete das Staatsoberhaupt als „mutigsten Präsident der mutigsten Nation.“ (ska mit AFP)

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