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Schwere Kämpfe um Bachmut: Russland soll Außenbezirke durchbrochen haben

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Von: Sandra Kathe, Sebastian Richter, Christian Stör

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Bachmut rückt ins Zentrum des Geschehens. Rund um die Stadt tobt der Ukraine-Krieg. Alle Entwicklungen im News-Ticker.

Update vom Freitag, 16. Dezember, 9.15 Uhr: Bachmut bleibt stark umkämpft. Inzwischen sollen die östlichen Außenbezirke von den russischen Streitkräften durchbrochen worden sein, wie es bei prorussischen Telegramkanälen heißt. Die Lage ist jedoch nach wie vor unübersichtlich, die Berichte lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Klar ist jedoch: Russland setzt seine Offensiven auf Bachmut fort. Dabei ist die Stadt weder strategisch noch militärisch wichtig, wie Maria Popova, außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft an der McGill University, gegenüber Newsweek berichtet. „Auch die politische Bedeutung der Kontrolle über Bachmut ist insgesamt gering - die Einnahme einer kleinen, zerstörten Stadt nach einer langen Schlacht wird nicht bedeuten, dass Russland im Krieg wieder an Fahrt gewonnen hat“, so Popova. „Selbst mit der Kontrolle über Bachmut wird Russland insgesamt an Boden verlieren.“

Ein ukrainisches Geschütz feuert auf russische Stellungen in Bachmut. Die Stadt ist ein Zentrum des Ukraine-Krieges.
Ein ukrainisches Geschütz feuert auf russische Stellungen in Bachmut. Die Stadt ist ein Zentrum des Ukraine-Krieges. © Libkos/dpa

Schwere Kämpfe in Bachmut: Differenzen in der russischen Führung?

Stattdessen handelt es sich bei der Offensive auf Bachmut höchstens um einen Pyrrhussieg. Also einer Schlacht, die trotz eines Erfolges mehr Nach- als Vorteile mit sich bringt. Bedeutung habe Bachmut vor allem für Jewgeni Prigoschin, den Gründer der Wagner-Gruppe. Seine Söldner werden häufig bei Offensiven in der Region eingesetzt. „Ob er Erfolg hat oder nicht, könnte sich politisch auf die interne Dynamik des Regimes auswirken - ein erobertes Bachmut stärkt Prigoschins Position“, so Popova gegenüber Newsweek.

Außerdem könnte Russland Fortschritte bei Bachmut als kleinere taktische Siege deklarieren, sagte William Reno, Professor und Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaften an der Northwestern University. Allerdings: „Dieser ‚Sieg‘ geht auf Kosten von Munition und Personal, was die russischen Bemühungen um die Errichtung von Verteidigungspositionen an anderen Stellen der Front zunichte macht“, so Reno. „Die russischen Aktivitäten rund um Bachmut könnten auf Differenzen innerhalb der russischen militärischen und politischen Führung hinweisen.“

Russland rückt rund um Bachmut vor – Widersprüchliche Informationen zu Gebietsgewinnen kursieren

+++ 22.00 Uhr: Mit nur wenigen unabhängigen Berichten aus der stark umkämpften Stadt Bachmut, die laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj inzwischen fast komplett in Trümmern liegt, ist die Lage seit mehreren Tagen noch unübersichtlicher. Während erste russische Kriegsberichterstatter am Mittwoch meldeten, russische Truppen rückten auf die Stadt vor, gibt es aber auch andere Meldungen, die sich laut Einschätzung der Expertinnen und Experten des US-Thinktank ISW (Institute for the Study of War) teils widersprächen. Das berichtet die US-Zeitung Newsweek.

So wurde unter anderem berichtet, dass russische Truppen Bachmut aus dem Nordosten bei Jakowliwka und Pidhorodne angreifen würden, dass außerhalb der Stadt Soledar russische Kontrollposten errichtet worden wären, dass an den östlichen Stadträndern Bachmuts Kämpfe zwischen Wagner-Kämpfern und ukrainischen Soldaten stattfänden und dass russische Truppen die Stadt von Süden her angreifen würden. Der ukrainische Generalstab wiederum berichtete von zurückgeschlagenen Angriffen an mehreren Positionen.

Ein Lastwagen mit Raketen kehrt von der Front in der Nähe von Bachmut zurück, um seine Waffen nachzuladen.
Ein Lastwagen mit Raketen kehrt von der Front in der Nähe von Bachmut zurück, um seine Waffen nachzuladen. © IMAGO/Celestino Arce Lavin/ZUMA Draht

Kampf um Bachmut im Ukraine-Krieg: Ukraine nutzt moderne Technik zum Widerstand

+++ 15.32 Uhr: Im Kampf um Bachmut kommen laut Informationen der New York Times moderne Zielerfassungssysteme zum Einsatz. Wie die US-Zeitung in einer ausführlichen Reportage berichtet, nutzen die ukrainischen Verteidiger der Stadt im Krieg mit Russland vor allem Wärmebildvisiere, die per Verbindung mit den Starlink-Satelliten die Positionen russischer Truppen an die eigene Artillerie weitergeben sollen.

+++ 13.47 Uhr: Laut Satellitenbildern, die auf Twitter veröffentlicht wurden, ist es den russischen Truppen gelungen, ein Fabrikgelände am Stadtrand von Bachmut zu erobern. Die Streitkräfte des Kreml würden sich im Ukraine-Krieg bereits darauf vorbereiten, in die angrenzenden Wohngebiete vorzurücken. Das meldet das in Bulgarien beheimatete Nachrichtenporal Novinite. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang weder von Russland noch von der Ukraine. Offizielle Stellen bestätigten aber, dass Russland seine Angriffe rund um Bachmut deutlich intensiviert hat.

News zum Ukraine-Krieg: Bachmut und Adiivka hart umkämpft

+++ 12.15 Uhr: Die russischen Truppen konzentrieren ihre Offensivaktionen noch immer auf die Städte Bachmut und Avdiivka. Gleichzeitig versuchen die Streitkräfte Moskaus, ihre taktische Position in drei weiteren Gebieten zu verbessern. Dies teilte der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine auf Facebook mit, berichtet Ukrinform.

„Der Feind versucht auch, seine taktische Position in den Richtungen Kupjansk, Lyman und Saporischschja zu verbessern. In anderen Gebieten versucht der Feind, die Aktionen der ukrainischen Verteidigungskräfte zu behindern“, heißt es in der Erklärung.

News zum Ukraine-Krieg: Weiterhin schwere Kämpfe um Bachmut

Update vom Donnerstag, 15. Dezember, 08.01 Uhr: Die schweren Kämpfe um Bachmut setzen sich fort. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Reuters verlassen immer mehr der einst 80.000 Bewohnerinnen und Bewohner die Stadt im Donbass, die unter andauerndem Artilleriebeschuss durch Russland steht. Ein Durchbruch ist den Truppen aus Moskau bislang aber nicht gelungen. Rund um die Stadt kommt es zu heftigen Grabenkämpfen, bei denen keine der beiden Parteien nennenswerte Gebietsgewinne verzeichnen kann.

Update vom Mittwoch, 14. Dezember, 19.30 Uhr: Die Stadt Bachmut im Donbass ist schwer umkämpft. Die Ukraine hat nach eigenen Angaben russische Stellungen in der Region bombardiert, teilte das ukrainische Militär bei Telegram mit. Die 71. Jagdbrigade der ukrainischen Streitkräfte habe gemeinsam mit anderen Einheiten „feindliche Stellungen in der Nähe von Bachmut eingenommen“, hieß es.

Zuerst seien die russischen Truppen mit Artillerie und Mörsern angegriffen worden. „Dann drangen die Fallschirmjäger in die feindlichen Stellungen ein und vollendeten den letzten Widerstand der russischen Invasoren“, zitierte Ukrinform die Telegram-Meldung. Bei dem Angriff seien etwa ein Dutzend russische Soldaten getötet worden.

News zum Ukraine-Krieg: Russland erzielt Gewinne an neuer Front

Erstmeldung: Bachmut - Die schweren Kämpfe um die Stadt Bachmut im Donbass im Osten der Ukraine dauern weiter an. Nun scheint Russland aber einen marginalen Erfolg an der neuen Front im Ukraine-Krieg errungen zu haben. Laut einer Einschätzung des Institute for the Study of War (ISW) durchbrachen Streitkräfte der berüchtigten Wagner-Gruppe am Dienstag (14. Dezember) die ukrainischen Verteidigungslinien im östlichen Teil von Bachmut und übernahmen die Kontrolle über diesen Teil der Stadt. Die US-amerikanische Denkfabrik berief sich in ihrem täglichen Update auf Quellen aus Russland.

So berichtete der pro-russische Telegrammkanal Rybar am Dienstag, dass russische Angriffsgruppen auch nordöstlich von Bachmut vorrücken, und behauptete, dass das Kommando der ukrainischen Streitkräfte eine „Notrotation des Personals zur Aufrechterhaltung der Kampffähigkeit“ durchführe. Russische Militärblogger behaupteten laut ISW auch, dass russische Truppen in mehreren Straßen in den südöstlichen und östlichen Sektoren von Bachmut vorrücken.

Unterdessen teilte der ukrainische Generalstab mit, dass ukrainische Truppen weiterhin russische Angriffe nordöstlich von Bachmut bei Werchnokamjanske, Soledar, Jakowliwka und Bachmutske und südlich von Bachmut bei Klitschschijewka, Kurdiumowka und Mayorsk abwehrten.

New zum Ukraine-Krieg: Putin will Bachmut um jeden Preis erobern

Die Stadt Bachmut wird seit Monaten von den Truppen des russischen Präsidenten Wladimir Putin angegriffen, bisher ohne großen Erfolg. An der Spitze des Kampfes in Bachmut steht die Wagner-Gruppe, die von Putins Verbündetem Jewgeni Prigoschin gegründet wurde, der auch als „Putins Koch“ bekannt ist. Russland konzentriert sich seit dem Rückzug aus der Stadt Cherson auf die Front um Bachmut. Die Eroberung der Region würde der russischen Armee nach einer Reihe militärischer Niederlagen einen moralischen Schub verleihen.

Dafür wirft Moskau offenbar immer neue Soldaten in die Schlacht. „Es scheint, dass der Feind über unendliche menschliche Ressourcen verfügt“, sagte Wolodymyr Nazarenko, ein stellvertretender Kommandeur einer Einheit der ukrainischen Nationalgarde, die in der Region kämpft, gegenüber ukrainischen Medien. „Die Frontgebiete von Bachmut wurden vollständig zerstört. Der Rest der Stadt steht unter ständigem feindlichem Beschuss, der Feind zerstört die Stadt.“ (cs/ska mit dpa/AFP)

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