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Schlechte Nachricht von der Bahn: IC hält auch 2020 weiter nicht im Lennetal

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Von: Volker Heyn

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© dpa

Sauerland – Die für November 2020 geplante Intercity-Verbindung 34 von Frankfurt bis Norddeich durch das Lennetal mit Haltepunkten in Finnentrop und Lennestadt auch in Werdohl wird sicher nicht mehr in diesem Jahr auf die Schiene gesetzt.

Ein Ende des Streits um Haltestellen, Tarifverbünde und Taktungen scheint nicht absehbar. Die Deutsche Bahn geht intern davon aus, dass die Probleme zwischen unterschiedlichen Interessenslagen in Hessen und Nordrhein-Westfalen nicht im Laufe des Jahres beigelegt werden können. 

Der Bahn-Sprecher legt sich jedenfalls zeitlich nicht mehr fest. Vor einem Jahr noch hieß es, dass man das Ziel verfolge, den IC 34 Ende 2020 fahren zu lassen. Ursprünglich war ein Start sogar Ende 2019 geplant. Mit einem Zugpaar soll die gesamte Lenneschiene weiter über Münster bis Norddeich fahren und damit Südwestfalen direkt an die Nordsee anbinden.

Werdohl, Altena, Plettenberg, Finnentrop, Letmathe, Kreuztal, Lennestadt und Siegen würden damit an den Fernverkehr angebunden. Einzelne Züge sollen ab Münster mit Halten in Hamm, Unna und Schwerte verkehren, andere nehmen den Weg ab Dortmund mit Halt in Witten. Laut Bahn sollen attraktive Direktverbindungen nach Frankfurt, Dortmund und Münster mit kurzen Reisezeiten angeboten werden. 

Komplizierte Situation auf der Schiene

Dass die Strecken mit großer Sicherheit nicht in diesem Jahr bedient werden können, liegt an der komplizierten Situation auf der Schiene. Die Deutsche Bahn kann eigenständig und eigenwirtschaftlich ausschließlich Züge im Fernverkehr fahren lassen. Beim Nah- und Regionalverkehr ist die Bahn an die Verkehrsverbünde gebunden.

Im Fall des Intercitys 34 ist der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe der Auftraggeber. Seit seiner Gründung im Januar 2008 ist der NWL dafür zuständig, gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) als Aufgabenträger den Schienenpersonennahverkehr in NRW zu organisieren. Schwierig sind die Verhandlungen, weil der geplante IC 34 auch durch Hessen fährt. 

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Aus dem eigentlich ab Ende 2020 auch in Werdohl vorgesehenen Halt der neuen Intercity-Linie 34 wird immer noch nichts. Hessische Fahrgastverbände möchten, dass der IC 34 auch in Gießen hält. Solange sich die Tarifpartner nicht einig werden, kann die Deutsche Bahn nicht losfahren. © Heyn

Dort ist der Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV zuständig. In Hessen gibt es seit Mitte 2019 politische Kritik an den in Hessen geplanten Haltepunkten. In Hessen soll der IC 34 ausdrücklich keine Funktionen des Nahverkehrs übernehmen. Der Zug soll in Hessen deshalb nur in Dillenburg, Wetzlar und Bad Nauheim halten, obwohl er Gießener Stadtgebiet durchquert. Ein Halt in der hessischen Großstadt ist nicht vorgesehen. Dem widersprechen die Regionalverbände des Verkehrsclubs Deutschland VCD, Pro Bahn sowie Pro Bahn & Bus. Gießen müsse Systemhalt werden, der zehnminütige Zeitverlust werde durch ein größeres Fahrgastpotenzial und bessere Umsteigemöglichkeit wett gemacht. 

Hessen sind auf den Barrikaden

Obwohl Gießen durch Regionalzüge an die geplante Intercity-Linie angeschlossen sein wird, sind die Hessen auf den Barrikaden: Eine Koalition von SPD, CDU und Grünen des Gießener Magistrats übt seit Sommer 2019 Druck auf die Bahn aus, damit Gießen Systemhalt wird. Außerdem fordern die Verbände, dass sich RMV und DB auf gemeinsame Tarifangebote für IC und Regionalverkehr einigen sollen. 

In Nordrhein-Westfalen läuft das anders: Hier wird der IC 34 teilweise Regionalzüge von Abellio ersetzen und auch mit Nahverkehrstickets nutzbar sein. Dass Hagen nicht bedient wird, fällt hier nicht weiter ins Gewicht, weil der Regionalverkehr Hagen anfährt.

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