Heynckes würde Ribéry persönlich massieren

München - Für Trainer Jupp Heynckes spielt der mögliche Bundesliga-Startrekord von acht Siegen mit dem FC Bayern München angeblich nur eine untergeordnete Rolle.
Jupp Heynckes war eigentlich gut drauf, der Trainer von Bayern München erlaubte sich sogar einen Scherz. Sollte Franck Ribery erneut über Wehwechen klagen, werde er ihn höchstpersönlich massieren, sagte er. Heynckes' ausgesprochen gute Laune hat gute Gründe, der Fußball-Rekordmeister strebt in der Bundesliga einem Startrekord zu - am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) soll bei Fortuna Düsseldorf der achte Sieg im achten Spiel gelingen.
„Rekorde bedeuten mir überhaupt nichts, Rekorde sind für Lexika, für die Statistik“, sagte Heynckes jedoch. Er empfand die Frage nach der Siegesserie offenbar als lästig. Richtig trüben konnte sie seine Stimmung nicht. Das gelang nicht einmal den Reportern, die von dem 67-Jährigen eine Erklärung für das 4:4 der Nationalmannschaft in Berlin gegen Schweden und eine Erläuterung der jüngsten Aussage von Präsident Uli Hoeneß zu Heynckes' Zukunft hören wollten.
Er habe mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge „eine ganz klare Vereinbarung, dass wir uns spätestens im Frühjahr zusammensetzen werden. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen“, sagte Heynckes jedoch schmallippig über Hoeneß. Der hatte am Donnerstag geäußert, die Entscheidungsfindung in der Trainerfrage können „auch dazu führen, dass Jupp Heynckes noch ein Jahr weitermacht“. Damit widersprach er erneut der Aussage von Heynckes vor einigen Wochen, mit Vertragsende 2013 gehe für ihn „ein Lebensabschnit zu Ende“.
Luxus pur: Das Trainingszentrum des FC Bayern
Heynckes hat keine Lust, immer wieder über seine Zukunft oder mögliche Nachfolger zu reden. Und er hat noch weniger Lust, seinem Kollegen Joachim Löw, der übrigens als ein möglicher Kandidat für Heynckes' Erbe gilt, sollte dieser erst 2014 aufhören, Ratschläge zu erteilen. Im Fußball, dozierte Heynckes daher mit Blick auf das jüngste Länderspiel, gebe es zu viele Leute, „die zu wenig Kenntnis haben“. Er meinte die Medien und deren Experten. Namentlich nannte er ein „Fachmagazin“, das sich erdreistet hatte, die Defensivspieler schlecht und die offensiven gut zu benoten.
Richtiggehend auf den Keks ging es Heynckes, dass sein Torhüter Manuel Neuer nun ebenfalls in der Kritik steht. „Manuel muss das ganz nüchtern aufnehmen. An zwei Szenen war er vielleicht nicht ganz so glücklich beteiligt. Aber ihn dann in Frage stellen - dafür habe ich kein Verständnis“, sagte Heynckes. Neuer habe seit der Rückkehr einen guten Eindruck gemacht, wie die anderen sechs am „Trauma von Berlin“ beteiligten Bayern. „Das ist etwas, das ein Profi abstreifen muss“, sagte Heynckes.
Helfen soll dabei ein Erfolgserlebnis in Düsseldorf - und die Fortuna war endlich ein Thema, das Heynckes' eigentlich doch gute Laune wieder hervorkehrte. Er lobte den Aufsteiger, dessen Trainer Norbert Meier und Manager Wolf Werner. Sogar Tote-Hosen-Sänger und Düsseldorf-Fan Campino imponiere ihm, meinte Heynckes, weil der in schlechten Zeiten zu „F95“ gestanden habe. „Vielleicht gehe ich mal zu einem seiner Konzerte“, meinte Heynckes, die Musik gefalle ihm.
Das gilt wohl auch für den Spielstil der Fortuna. „Wir stehen vor einer großen Herausforderung“, warnte Heynckes. Deshalb müsse sich jeder seiner Spieler „am Umschaltspiel beteiligen, offensiv wie defensiv“. Nicht beteiligen wird sich Arjen Robben, der weiter an muskulären Problemen laboriert. Verteidiger Dante plagte sich mit einer Kniestauchung, betonte aber, zur Verfügung zu stehen. Ob Heynckes an seiner zuletzt unrotierbaren Viererkette dennoch etwas ändern wird und den gesundeten David Alaba einbaut, ließ er offen.
Mario Gomez steht noch nicht wieder zur Verfügung, er absolvierte am Freitag aber erstmals nach seiner Sprunggelenks-OP leichtes Balltraining. Heynckes' Laune war das sicher zuträglich.
sid