DFB ermittelt nach Pyro-Randale

Cottbus - Nach den Fan-Ausschreitungen vom Wochenende wird der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes sowohl ein Ermittlungsverfahren gegen Borussia Dortmund als auch gegen Energie Cottbus einleiten.
Das bestätigte ein DFB-Sprecher am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Anhänger beider Vereine hatten am Samstag und Sonntag beinahe für einen Spielabbruch gesorgt.
BVB-Fans schossen bereits vor Beginn des Revierderbys bei Schalke 04 Bengalische Feuer in die benachbarten Zuschauerblöcke und auf das Spielfeld. Einen Tag später musste das Zweitliga-Spiel zwischen Dynamo Dresden und Energie Cottbus unterbrochen werden, weil aus dem Gästeblock ebenfalls Leuchtraketen auf den Platz flogen. In einem ersten Schritt sollen Borussia Dortmund und Energie Cottbus nun eine schriftliche Stellungnahme zu den Vorfällen beim DFB abgeben.
Einen Tag nach den schweren Fan-Ausschreitungen beim Zweitligaspiel in Dresden hat der FC Energie Cottbus eine schnelle und konsequente Aufklärung der Vorfälle angekündigt. Wie Vereinssprecher Lars Töffling am Montag der Nachrichtenagentur dpa sagte, seien dem Club bereits fünf Täter namentlich bekannt. „Wir werden Stadionverbote aussprechen, so wie wir das immer gemacht haben“, erklärte Töffling. „Zudem prüfen wir, ob wir Strafanzeige stellen, um die zu erwartende Strafe durch den DFB auf die Störenfriede umzulegen.“
Energie-Präsident Ulrich Lepsch betonte unterdessen auf der vereinseigenen Internetseite: „Einige Unverbesserliche haben wir mit unserem eigenen Ordnungsdienst ermittelt. Jetzt hoffen wir zudem auf die Hilfe des Dresdner Ordnungspersonals und der Polizei.“ Bei der 0:1-Niederlage bei Dynamo hatten Lausitzer Anhänger im Gästeblock massiv Pyrotechnik und Böller gezündet. Die Partie musste zweimal unterbrochen werden und stand kurz vor dem Abbruch.
Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat ein Ermittlungsverfahren gegen Cottbus eingeleitet. Energie wurde zu einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert. „Wir werden eine Fristverlängerung beantragen, denn wir wollen ausführlich Stellung nehmen“, meinte Töffling.
Die Vorfälle in Dresden bezeichnete Lepsch als „beschämend“: „Dafür entschuldigen wir uns bei Dynamo und bei unseren zahlreichen eigenen Fans, die damit nichts zu tun hatten und einer Gefahr ausgesetzt wurden.“ Laut Dresdner Polizei habe ein Cottbusser durch das Abbrennen von Pyrotechnik einen Asthmaanfall erlitten. Ein weiterer Energie-Fan habe durch das Werfen eines Knall-Körpers eine Ohrenverletzung davongetragen.
Dortmund will sich Zeit lassen
Borussia Dortmund will sich mit der Aufarbeitung Zeit lassen. „Wir schießen jetzt nicht aus der Hüfte und äußern uns Ende kommender Woche nach verantwortungsvoller Sichtung und Diskussion aller zugänglicher Erkenntnisse“, teilte BVB-Sprecher Sascha Fligge auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa am Montag mit.
Daniel Lörcher, einer der BVB-Fanbeauftragten, wollte zu den Vorkommnissen oder zu möglichen Konsequenzen zunächst gar nichts sagen. Die BVB-Verantwortlichen hatten die Ausschreitungen ihrer „Fans“ schon am Wochenende mit deutlichen Worten verurteilt. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte öffentlich bekundet, sich für das „asoziale Verhalten“ einiger zu schämen. „Ich habe null Verständnis für dieses Verhalten. Das ist nicht tolerierbar, dafür muss man sich schämen“, hatte Watzke geäußert.
Die Partie war erst mit fünfminütiger Verspätung angepfiffen worden, weil im Gäste-Fanblock der Veltins-Arena auf Schalke kurz vor 15.30 Uhr Feuerwerkskörper gezündet worden waren. Schiedsrichter Knut Kircher aus Rottenburg beorderte beide Mannschaften, die schon zum Anstoß bereitstanden, wieder zurück in die Kabinen. Knall- und Leuchtkörper flogen auf das Spielfeld und in die Ränge.
"Bin tierisch angepisst"
Auf Anfrage des Sport-Informations-Dienst (SID) verurteilten die Fanorganisationen Unsere Kurve und Pro Fans am Montagabend die Vorfälle auf Schalke. „Pyro hin oder her, Legalisierung hin oder her. Grundsätzlich ist es sehr fragwürdig, was auf Schalke passiert ist. So etwas muss niemand haben. Da sind einige Leute gewaltig übers Ziel hinausgeschossen“, sagte Sprecher Christian Bieberstein. Philipp Markhardt von Pro Fans meinte: „Das geht gar nicht. Ich bin noch immer tierisch angepisst.“
Die Spekulationen über die möglichen Sanktionen für den Champions-League-Finalisten reichen von einer hohen sechsstelligen Geldstrafe bis hin zum Ausschluss der eigenen Fans beim nächsten Derby in Gelsenkirchen. In Dortmund steht das Duell der Erzrivalen am 25. März nächsten Jahres auf dem Spielplan.
Auswärtssperren gab es in der Vergangenheit schon mal für Fans von Dynamo Dresden, die ihren Klub nicht zum Gastspiel beim FC St. Pauli begleiten durften. Auch in den Niederlanden, Italien, Frankreich, der Schweiz und Polen sind derartige Maßnahmen nicht ungewöhnlich.
In Dortmund regieren alle Verantwortlichen unter anderem mit einer gehörigen Portion Frust. Alle Dialoge mit den Fangruppen, wie auch vor dem 143. Derby am Samstag, haben offenbar nicht gefruchtet. „Mit herkömmlichen Mitteln können wir Krawalle wie in Gelsenkirchen nicht verhindern“, sagte Watzke im kicker. Ein Patentrezept hat auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) nicht parat. Die Polizei spricht von einer „unbelehrbaren Minderheit.“ In Nordrhein-Westfalen gebe es laut der Polizei etwa 1500 gewaltbereite Fans, bundesweit etwa 4000.
dpa/sid