"Hamilton ist komplett wahnsinnig"

Montreal - Lewis Hamilton hat erneut den Rambo gegeben. Die Rivalen und Experten schütteln nur noch den Kopf über den sich durchs Feld rammenden Ex-Weltmeister.
Er will sich zu einem Glamour-Weltstar aufbauen lassen, am Sonntag spielte Lewis Hamilton aber erstmal die Hauptrolle in einer ganz schlechten Rambo-Fortsetzung. Zwei Wochen nach seiner Irrfahrt von Monaco rammte sich „Lewis HamilDUMM“ (Bild-Zeitung) auch in Montreal völlig übermotiviert durchs Feld. Sein Arbeitstag als Formel-1-Fahrer war nach dem zweiten Crash innerhalb von neun Runden frühzeitig beendet, so konnte sich Formel-1-Fahrer Hamilton wenigstens in aller Ruhe seiner Nebenrolle als Popstar widmen und medienwirksam Sängerin Rihanna durch seine Box führen.
Im Fahrerlager schüttelt man derzeit nur noch den Kopf über den Weltmeister von 2008, den viele eigentlich als höflichen und sympathischen Zeitgenossen kennengelernt hatten. Vor allem dem dreimaligen Weltmeister Niki Lauda platzte der Kragen. „Ich bin eigentlich Hamilton-Fan, aber was er da aufführt, geht über alle Grenzen hinaus. Der ist komplett wahnsinnig“, schimpfte der RTL-Experte: „Wenn die FIA ihn jetzt nicht bestraft, verstehe ich die Welt nicht mehr. Irgendwo hört der Spaß auf. So kann man nicht fahren, da kann es Tote geben.“
Fünf Crashs in zwei Rennen, das ist die jüngste Bilanz Hamiltons, der in Monaco zudem mit Verschwörungstheorien („Vielleicht weil ich schwarz bin“) für Aufsehen gesorgt hatte. In Kanada rammte er sogar seinen eigenen Teamkollegen Jenson Button, der entsetzt über den Boxenfunk rief: „Was macht der da?“
Red-Bull-Teamchef Christian Horner, dessen Schützling Mark Webber von Hamilton schon nach wenigen Sekunden umgedreht worden war, empfahl dem 26-Jährigen durch die Blume, mal eine Auszeit zu nehmen. „Er scheint in keiner guten Situation zu sein“, sagte Horner: „Er versucht es zu stark und übertreibt ein bisschen. Vielleicht braucht er einfach ein bisschen Abstand.“ Webber meinte nur lakonisch: „Lewis dachte wohl, das Ziel wäre schon in Kurve drei.“
Die entscheidende Frage bei der Betrachtung des „übergeschnappten Lewis“ (The Sun) lautet jedoch: Sind seine Rambo-Attacken nur Ausdruck von Frust oder sogar Kalkül? Betreut wird Hamilton seit knapp drei Monaten schließlich von Simon Fuller. Der erfand die Spice Girls und das TV-Format „Pop Idol“, die weltweite Castingshow, die hierzulande als „Deutschland sucht den Superstar“ Rekordquoten erzielt. Und er platziert David Beckham und Gattin Victoria - zufälligerweise ein Ex-Spice-Girl - regelmäßig in den Boulevardblättern dieser Welt.
Dort soll künftig auch Hamilton mit seiner Pussycat Doll Nicole Scherzinger seinen Stammplatz haben. Er habe Fuller ausgewählt, weil der ihm „nicht nur helfen will, einen besseren Rennfahrer aus mir zu machen, sondern auch meine langfristigen Ambitionen teilt“, erzählte Hamilton. Seine eigentliche Aufgabe wird er dabei hoffentlich nicht vergessen, denn auf der Strecke ist Hamilton derzeit eine Gefahr für sich und alle anderen.
Nicole Scherzinger: Die schönsten Bilder der Pussycat Doll
Den „schlimmsten von allen“ nennt ihn Ferrari-Pilot Felipe Massa, und auch Ex-Weltmeister Emerson Fittipaldi kritisiert: „Lewis ist ein außergewöhnliches Talent, ein Weltmeister, aber manchmal ist er beim Überholversuch zu aggressiv. Es muss ein Limit für das aggressive Verhalten geben.“ Das muss Hamilton, der von der Rennleitung in Montreal übrigens keine Strafe kassierte, nun wieder begreifen. Schauspieler kann er ja auch noch nach der Formel-1-Karriere werden.
sid